Alleinerziehende Jahrgangsbeste Bachelor BWL
Respekt! Man muss ein wahres Organisationstalent sein, um Kinder, Haushalt und ein Studium neben dem Beruf unter einen Hut zu bringen. Stefanie Wessely ist solch ein Talent. Nach 25 Klausuren, sechs Referaten, 12 Hausarbeiten und Projekten und einer Bachelorarbeit hat sie es geschafft. Sie hat am Graduate Campus berufsbegleitend ihren Bachelor Betriebswirtschaft als Jahrgangsbeste absolviert. Wie sie diese organisatorische Herausforderung bewältigt hat und welche Zweifel sie hatte, erzählt Sie uns im Interview.
Frau Wessely, Sie sind gelernte Industriekauffrau und arbeiten momentan bei der Firma Winter GmbH – Bleche nach Mass, in Aalen-Essingen, als Vertriebs- und Marketingleiterin. Wie sieht Ihr aktueller Arbeitsalltag aus und wie lässt sich dort ein berufsbegleitendes Studium integrieren?
„Meine persönliche Arbeitswoche umfasst 40 Stunden im Betrieb. Nach Feierabend warten meine zwei Kinder (zu Studienbeginn 1 Jahr und 8 Jahre) auf mich und mein „Zweitjob“ als alleinerziehende Mutter beginnt. Ein Studium neben dem Beruf im Alltag einzubinden bedarf viel Struktur, ein klares Familien-Regelwerk, viel Ehrgeiz, Zielstrebigkeit und ein positives Mindset. Eine Tages- oder Wochenstruktur zu entwickeln halte ich für enorm wichtig. Diese sollte aber realistisch und erfüllbar sein. Pausen dürfen hier nicht fehlen. Ansonsten empfehle ich Interessenten, den Mut zu haben kreativ zu denken. Hilfreich für mich waren z.B. Sprachaufnahmen, die ich mir aufs Handy über Manuskripte aufgesprochen habe. Diese habe ich dann während der Autofahrt zur Arbeit immer wieder abgespielt bis ich sie auswendig konnte. Auch die langen Wartezeiten in Arztpraxen habe ich immer wieder dazu genutzt, mir mein Wissen mit der Verwendung von beschriebenen Karteikarten abzurufen. So habe ich mich überwiegend auf Klausuren vorbereiten können.“
Wodurch funktioniert Studieren neben dem Beruf mit Kindern?
„Mein Rezept für berufsbegleitendes studieren mit Kindern ist: viel Organisationstalent, hohes Durchhaltevermögen und eine starke Familie im Hintergrund. Mir half die Fähigkeit, in kleinen Schritten zu denken, im Geiste flexibel zu sein und ein wenig Egoismus.“
Wie sind Sie auf eine solche Weiterqualifizierung aufmerksam geworden?
„Es war ein Wink des Schicksals. Meine Cousine studierte ebenfalls berufsbegleitend am Graduate Campus. Sie hat mir eines Tages davon berichtet und irgendwie war meine Neugierde geweckt. Am nächsten Tag suchte ich direkt den Kontakt zum Graduate Campus, um anzufragen, wie um alles in der Welt jemand ein Studium als alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern und Job bewältigen kann. Es folgten darauf mehrere Gespräche die mich sehr schnell überzeugten den Weg zu „erproben“.“
Lernen hat viel mit Motivation zu tun. Was hat Sie für diesen Schritt motiviert?
„Meine größte Motivation war tatsächlich eine gescheiterte Ehe und der Wunsch nach Unabhängigkeit für mich und meine beiden Kinder.“
Hatten Sie auch einmal Zweifel?
„Die ersten zwei Semester definitiv ja. Bis ich für mich selbst den Druck abgebaut habe und für mich entschieden habe, nicht mehr an das große Ganze, also an die noch zu verbleibende Studienzeit, zu denken, sondern von Studienwoche zu Studienwoche und von Semester zu Semester. Das hat es mir wesentlich leichter gemacht die Motivation aufrecht zu erhalten und meinen gewählten Weg Schritt für Schritt weiterzugehen.“
Erhielten Sie in irgendeiner Form Unterstützung?
„Tatsächlich hatte ich das große Glück meine finanzielle Situation gut mit einem Stipendium des Graduate Campus und einem Zuschuss meiner Eltern abdecken zu können. Dafür bin ich nach wie vor sehr dankbar. Große Sprünge waren zu der Zeit zwar nicht drin, aber ehrlich gesagt, hatte ich dafür auch nie wirklich Zeit.“
Können Sie die zentrale Weiterbildungseinrichtung der Hochschule Aalen, den Graduate Campus, weiterempfehlen?
„Definitiv ja. Ich hatte nie das Gefühl alleine mit meiner Situation als alleinerziehende Mutter dazustehen. Mir wurde immer das Gefühl gegeben, dass egal mit welchen schwierigen Situationen ich noch während der Studienzeit konfrontiert werden würde, wir gemeinsam nach Lösungsansätze suchen werden. Vor allem während der Corona-Zeit habe ich diese mentale Stärkung richtig zu schätzen gelernt, als ich mit meinen beiden Kindern über Wochen zuhause saß und dennoch meine Bachelorarbeit schreiben musste. Wichtig ist es, die Kommunikation bei Problemen nicht zu scheuen.“
Wie hat sich die Weiterqualifizierung auf Ihr Berufsleben ausgewirkt?
„Die Weiterqualifizierung hat sich für mich in jedem Fall gelohnt. Die finanzielle Unabhängigkeit ist inzwischen gegeben. Ebenfalls habe ich durch das Studium eine verantwortungsvolle beruflichen Stellung erreicht, die mir die Möglichkeit lässt, viel freier als noch vor dem Studium zu agieren. Das fördert meine kreative Art und lässt mich sehr gerne zur Arbeit gehen. Persönlich empfinde ich aber das geistige Wachstum während des Studiums als den größten Benefit. Man lernt Dinge anders zu bewerten und anzugehen und lernt sich allgemein selbst besser kennen. Ein bedeutender Gewinn in Zeiten wie diesen.“
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